3 Fragen an ... Griffshaper Sebastian Knabe (holdingGrips)

Wie schaffst Du es, dass Deine Griffe vielseitig sind und trotzdem einen markanten Style haben, den Routesetter_innen auch optisch nutzen können? Optimierst du auch Shapes?

Sebastian Knabe: Ich denke, wir haben ein paar Grundsätze beim Shapen und bei der Auswahl der Shape-Ideen, die wir für eine neue Serie verwenden möchten. Diese Grundsätze führen dazu, dass die Griffe irgendwo Gemeinsamkeiten bzw. einen Style haben. Ähnlichkeiten sind zum Beispiel Ergonomie, Ästhetik, Klarheit oder Linienführung. Das klingt vielleicht etwas abstrakt, aber findet sich irgendwo in unseren Griffen wieder.

Meiner Meinung nach muss ein Griff nicht unbedingt immer wahnsinnig vielseitig sein. Die Vielseitigkeit eines Griffes kann beim Routenbau auch dazu führen, dass es schwieriger wird, bestimmte Ideen umzusetzen, da der Griff auch Varianten ermöglicht, die diese Idee torpedieren würden.

Der Routenbau lebt von Inspirationen aus verschiedenen Quellen: Wandprofil, Griffe und Volumen, Einschränkungen durch bereits vorhandene Boulder/Volumen, Ausprobieren und Zufall, bereits vorhandene Ideen im Kopf des/der Routenbauer_in. Wenn ich mich beim Routenbau von Griffen inspirieren lasse, dann geschieht dies oft dadurch, dass die Griffe ein gemeinsames Element haben, welches anbietet, die Griffe in einer bestimmten Weise zu kombinieren. Vielleicht haben die Griffe alle eine markante Linie oder einen Schwung der vom einen zum anderen Griff durch die richtige Positionierung übergeleitet werden kann. Oder aber die Griffe eignen sich durch ihren Shape in Kombination mit einem Wandprofil besonders gut für einen bestimmten Move.

Wie bewertest Du, wie gut ein Griff oder eine Serie funktioniert? Geht es da nur um die Anzahl der verkauften Exemplare?

Sebastian Knabe: Ob ein Griff oder eine Serie gut funktioniert, merke ich schnell beim ersten Mal, wenn ich die Sachen an die Wand baue. Als unsere Blades Volumen rausgekommen sind, haben wir als erstes Trainingsstationen mit Udo Neumann für das griechische Nationalteam im Stuntwerk Köln gebaut. Wir haben die Volumen einfach in die Hand genommen, spontan an die Wand geworfen und uns von ihren vielen Linien inspirieren lassen. Es ging wahnsinnig schnell und einfach, damit coole Moves und Boulder zu bauen – sicherlich lag das aber auch an der tollen Atmosphäre und nicht nur an den Shapes.

Danach merkt man natürlich wie die Leute auf die Griffe reagieren und was für ein Feedback man bekommt. Längerfristig drückt sich das natürlich dann in verkauften Exemplaren aus und darin, ob man Anfragen bekommt, die Shapes für Events und Wettkämpfe zu verleihen. So waren die Blades z.B. auf allen Deutschen Jugendcups des DAV und auf den European Youth Championships in Duisburg.

Aus einer Produktionssichtweise gibt es natürlich auch Unterschiede, wie gut ein Griff funktioniert. Kleinere Volumen oder solche mit vielen kleinen verschiedenen Flächen sind viel aufwendiger und teurer zu produzieren.

Wie kommst Du auf Ideen für neue Griffe oder Griffserien? Und wie viele neue Griffe bringt ihr bei holdingGrips im Jahr in etwa neu raus?

Sebastian Knabe: Im Durchschnitt kommt ein neues Griffset und/oder ein neues Volumenset im Jahr raus. Oder aber wir ergänzen ein bereits vorhandenes Set. Ich lasse mich viel durch meine Umwelt inspirieren – das kommt oft vom Felsen, aber bei Holzvolumen z.B., die ja sehr geometrisch sind, auch viel aus dem Alltag, von Möbeln oder auch mal Autorücklichtern. Ruhe und rumprobieren und schauen was sich ergibt ist sowohl beim Shapen, beim Routenbau sowie im Leben auch immer eine großartige Inspirationsquelle für mich.

Gibt es etwas, das du als Trend in Bezug auf Klettergriffe sehen würdest?

Sebastian Knabe: Als Trend sehe ich immer mehr Fokus auf Nachhaltigkeit, durch die Materialwahl (PU, PE, GFK, Holz, Recyceltes Plastik), Produktionsstandort, Verpackung und Versand. Blocz hat eine neue Methode entwickelt und produziert Makros nicht mehr aus GFK, sondern aus tiefgezogenem recycelten Plastik - was das Nachhaltigste ist, was derzeit auf dem Markt ist. Ein weiterer Trend geht hin zu immer größeren, bunteren und kunstvolleren Shapes. Außerdem wird mehr mit der Oberflächenstruktur rumgespielt: matt oder glänzend lackiert, mit Reibung, ohne Reibung… Ich bin sehr gespannt was da in Zukunft noch kommen wird und wie es Klettergriffe, den Routenbau, die Bewegungen und den Sport verändern wird!

 

Über Sebastian Knabe:

Seit 2018 ist Sebastian als selbständiger Routenbauer in verschiedenen Hallen in Deutschland unterwegs – im kommerziellen Routenbau sowie für Wettkämpfe und (internationale) Trainingscamps. Seit 2020 ist er bei holdingGrips dabei. Dort stellt er Klettergriffe und Volumen her. "Mir ist es wichtig, qualitativ tolle Griffe anzubieten, Menschen zu inspirieren und das Ganze so nachhaltig wie möglich zu gestalten.“ so Sebastian. www.holdinggrips.com oder Insta: @holdinggrips